Foto: Manfred Seidl
BESONDERHEITEN DES PROJEKTES UND WAS BISHER GESCHAH
Grundlage
war der Vorschlag von Prof. GEHMACHER mit dem Versuch auf neue
Herausforderungen einer pluralistischen Gesellschaft eine wohnpolitische
Antwort zu geben.
ExpertInnengruppe als wissenschaftliche Begleitung.
Mitarbeit des Integrationsfonds.
Die Planungsgrundsätze orientierten sich am Thema und den Vorgaben des Bauträgerwettbewerbes.
Eine Broschüre (mehrsprachig) die auf die Besonderheiten des Projektes hinwies wurde aufgelegt.
Internetpräsentation (auch in Englisch) wurde ausgearbeitet.
Zielgruppenwerbung. Marketing und die Werbung war auf die Zielgruppe hin ausgerichtet.
Die Preisgestaltung (keine Eigenmittel für die Grundkosten) und Wohnbauförderung (Superförderung) war auf die Zielgruppe ausgerichtet.
Ein Integrationsfest
aller Freunde des Projektes und der Interessenten fand am 7.5.1999 mit
Informationszelt unter Mitarbeit des Integrationsfonds statt. Es bestand
dabei die Möglichkeit Informationen aus erster Hand von den anwesenden
Architekten zu erhalten. Über die Kosten, Förderungsmöglichkeiten und
Finanzierungsvarianten informierten Mitarbeiter der SOZIALBAU AG. Ebenso
war die Anwesenheit von Dolmetschern, nebst Buffet und einer
musikalischen Untermalung durch die "Tschuschen-Kapelle" vorgesehen.
Tag der offenen Tür für Interessenten.
Am 3.12.1999 für die Besichtigung der Wohnungen und das Kennenlernen
der Mitarbeiter des Hausverwaltungsteam‘s eine Aktion vor Ort
veranstaltet.
Gesellige Beisammensein’s und Kennenlerntreffen wurden von der Hausverwaltung und dem Integrationsfonds am 23.3.2000 und 30.3.2000 im SOZIALBAU-WohnZentrum veranstaltet.
Öffentliche Präsentation
des fertiggestellten Wohnhauses den Medien und politisch
Verantwortlichen (Stadt Wien und Bezirksvertretung) gegenüber am
22.5.2000.
Tag der offenen Tür für die Nachbarschaft. Einladung der Bewohner angrenzender Wohnsiedlungen zur Besichtigung und zum Kennenlernen am 22.5.2000.
Mieterservice Team.
Sichert die Moderation der Bezugsphase vor Ort. Ein Team bestehend aus
dem Hausverwalter (verantwortliche Leitung), Hausbesorger, einer
Kindergärtnerin, verstärkt durch eine Leihmutti der Bewohner, der
Bauleiter, ein Student für die Startmoderation der Gemeinschaftsräume,
das Bewohnerbüro und das Mieterservice, sowie ein Mitarbeiter des
Integrationsfonds.
SONDEREINRICHTUNGEN
im
Bauträgerwettbewerb wurden insgesamt 1.180m² an Gemeinschaftsfläche
angeboten, tatsächlich wurden sogar 1.236m² unter Verzicht auf
förderbare Wohnnutzfläche, die in der Folge von 11.094m² auf 10.869m²
reduziert wurde, errichtet.
Ein Veranstaltungsraum mit 312m²
Vier Gemeinschafts-Penthäuser mit Dachterrassen mit insgesamt 120m², jeweils im Süd- und Nordtrakt
Vier überdachte, winterfeste Gemeinschaftsloggien mit insgesamt 180m², jeweils im 2.Stock West- und Osttrakt
Ein Kinderspielraum mit 51m² im 1.Stock im Nordtrakt
Ein Waschsalon mit 45m² mit Tageslicht und Ausblick auf den Kinderspielplatz
Der
wohl schönste Kleinkinderspielplatz weit und breit. Sandkiste, viele
Spielgeräte und Demonstrationswasserlauf, wo Fotovoltaik erlebbar wird.
Spiel der Sonne mit dem Wasser, die Energie der Sonne reguliert den
Wasserfluss.
Diverse Abstellräume (für Kinderwagen, Räder etc.) mit insgesamt 318m²
Ein ausgedehnter Wellness-Bereich (Sauna, Dampfbad, Sitzbecken und Ruhezone) 209m²
Wohnungsbezogen
zugeordnete, dislozierte Dachgärten (Schrebergärten am Dach mit
Werkzeughütten und einem Ausblick über den südlichen Wiener Stadtrand).
Ethno-Cafe, diverse Kleingewerbeflächen (Friseur, McCool).
Hauseigenes
TV liefert 79 Fernsehkanäle (37 Standardprogramme wie ORF, ZDF, ARD,
CNN, NBC, Eurosport, n-tv, RTL etc. und 26 ethnische Programme wie
Bosnien TV, Kurdistan TV, TV Albanien, RTK Kosovo, TRT, TV Bulgaria, RTV
Montenegro, SLO TV, HRT TV, Duna TV etc. sowie 7 Pay Programme), die
ohne seperates Entgelt angeboten (die notwendigen Servicearbeiten an den
Parabolspiegeln werden im Rahmen der Hausbewirtschaftung von der
Gemeinschaft getragen) werden.
Architektur
vom Feinsten. Hier wurde ein neuer Maßstab geschaffen, wer wissen will,
was zeitgemäßes Wohnen im Jahre 2000 sein kann, wird an diesem Beispiel
nicht vorbeikommen.
EINZUG DER NATIONEN IN DEN „GLOBALEN HOF“
Ein
Wohnbau-Experiment der besonderen Art ging im letzten Mai-Drittel 2000
in die Zielgerade. Interessenten aus nicht weniger als 17 Nationen
hielten Einzug in den von der SOZIALBAU AG errichteten „globalen Hof“ in
Wien 23., vis á vis des Wohnparks Alterlaa. 140 geförderte Wohnungen
sind, wie es das seit 1995 entwickelte Konzept vorsah, zu gleichen
Teilen – also „fifty-fifty“ – an Zuwandererfamilien und an weltoffene
Österreicher vermietet.
Sozialpolitischer Anspruch, architektonische Qualität
Es
sei in beispielhafter Weise gelungen – dies unterstreicht
SOZIALBAU-Vorstand Prof. Dr. Herbert Ludl anlässlich einer
Projektpräsentation an Ort und Stelle – den gesellschaftspolitisch
wichtigen Gedanken der Integration mit vorzüglicher architektonischer
Qualität zu verquicken.
Der
Wohnhof im aktuellen Stadterweiterungsgebiet „In der Wiesen – Nord“ ist
aus dem 1997 jurierten Bauträgerwettbewerb als überragendes
Siegerprojekt hervorgegangen und besticht mit originellen Merkmalen:
Einfach zu verändernde Wohnungsgrundrisse, großzügige Wellness-Zone,
sehr viel Raum für gemeinschaftliche Begegnung, ökologisches Flair.
Begrünte Dachgärten mit Gemeinschaftshäuschen, ein geschützter Innenhof
mit Wasserlauf, ein Traum-Kinderspielplatz, Brunnenwasserleitung sowie
der heutzutage selbstverständliche Niedrigenergie-Standard machen das
Objekt zu einem Exempel zeitgemäßen Planens und Bauens.
Einen
Durchbruch bei der Verwirklichung der internationalen Hausgemeinschaft
habe zudem die konsequente Zusammenarbeit mit städtischen Institutionen
bewirkt. Der Wiener Integrationsfonds sowie eine eigens eingesetzte
Expertengruppe haben die Umsetzung hoher sozialpolitischer Ansprüche
ermöglicht, die Innovation „Superförderung“ der Stadt Wien habe dazu
beigetragen, dieses schwierige Projekt ökonomisch auch leistbar zu
machen.
Völlig normale Konditionen
Trotz
seines spezifischen Themas – unterstreicht SOZIALBAU-Chef Ludl – ist
der Wohnbau aus förderungstechnischer Sicht von „völliger Normalität“
gekennzeichnet. Die angestrebte interethnische Begegnung findet nach
ausführlicher Projekt-Information völlig freiwillig statt und vor allem
zu Konditionen, wie sie jeder förderungswürdige Österreicher bei der
SOZIALBAU AG vorfindet.
FÜNF INTEGRATIVE PLANUNGSJAHRE
Den
Erstimpuls zum Alterlaaer „globalen Hof“ setzte eine 1995
veröffentlichte Studie des Sozialforschers Prof. Ernst Gehmacher über
die Lebensbedingungen für Ausländer in Wien. Deren Schluss-Empfehlung,
auf „neue Herausforderungen einer pluralistischen Gesellschaft auch
wohnpolitische Antworten zu geben“, wurde von der SOZIALBAU AG
aufgenommen und zum Projekt-Thema für die Teilnahme am
Bauträgerwettbewerb „In der Wiesen – Nord“ erkoren.
Seit
1996 verstärkt eine ExpertInnengruppe unter intensiver Mitarbeit des
Wiener Integrationsfonds den experimentellen Ansatz einer weltoffenen,
multikulturellen Hausgemeinschaft. Parallel zum einladend-offenen
Planungskonzept der dynamischen Architekten-Crew
Lautner-Scheifinger-Schindler-Szedenik erarbeitete das wissenschaftliche
Begleit-Team Rahmenbedingungen für ein pluralistisches Wohnprojekt. Aus
diesem Teamwork ging auch der Arbeitstitel für das Bauvorhaben hervor:
„W.i.e.N – Wohnmodell inter-ethnische Nachbarschaft“.
Aufeinander zugehen
Enthalten war in dieser frühen Projektstudie bereits eine Reihe, hier in extremer Kürze dargestellter Empfehlungen:
•„Aufeinander zugehen“ als integratives Generalmotto
•Bewohnermix möglichst 50:50 ÖsterreicherInnen / ZuwanderInnen
•Keine Beschränkungen bezüglich Herkunft, Religion, Ethnie
•Planerische Vorsorge für sich verändernde Familiengrößen
•Einplanen großzügiger Gemeinschafts- und Rückzugszonen
•Impulse für multikulturelle Aktivitäten
•Leistbarkeit auch für Zuwanderer-Klientel
•Alternative zu Bezirken mit hohem Zuwanderer-Anteil
Im
Jänner 1997 ist diese Kombination von gesellschaftspolitischem Anspruch
und thematisch optimierter Architektur aus dem Bauträgerwettbewerb „In
der Wiesen – Nord“ als eindeutiges Siegerprojekt hervorgegangen. Seither
liegt – neben der Feinumsetzung und der wirtschaftlich–technischen
Projektrealisierung – das Hauptaugenmerk auf spezifischer
Kunden-Orientierung.
Spezielles Marketing
Dem
Ansatz eines „Wohnmodells inter-ethnische Nachbarschaft“ angepasst,
wurde bereits weit vor Baubeginn eine Einladungsbroschüre in Umlauf
gebracht, Informationstätigkeit auch über alternative Medienkanäle
geschleust. In einer fortgeschrittenen Akquisitions-Phase bekam das
Projekt das werblich und weltoffen orientierte Etikett „globaler Hof“.
Promotion-Auftritte
in Printmedien und auf der SOZIALBAU-Homepage wurden – eine absolute
Innovation im österreichischen Wohnungsmarketing – zusätzliche in
englischer Sprache organisiert. Der Empfehlung zu forciertem
Kommunikations-Management entsprechend kam es frühzeitig zu
Begegnungstreffen der sukzessiv wachsenden Interessentenschar: Bei einem
Kennenlern-Fest noch in der Rohbauphase, bei einem Tag der offenen Tür,
bei mehreren Info-Treffen im Wohn-Zentrum der SOZIALBAU AG und
schließlich bei Bezug. Jeweils stand ein gut vorbereitetes und
motiviertes Team zur Verfügung.
Komplett ausgebucht
Als
Ergebnis eines fünfjährigen Schaffensprozesses präsentiert sich dieses
Wohn-Exempel nun als Erfolgsnachweis für beharrliche Umsetzungs-Politik,
die von der Theorie in die Wohnbau-Praxis führt. Bewohner aus 16
Nationen ziehen unter ein Dach, ein aus Indien zugewanderter Techniker
sorgt vor Ort für optimale Betreuung. Alle einst bloß auf Papier
formulierten Ansprüche können als voll eingelöst betrachtet werden.
Angesichts
solch erfreulicher Bilanzen nimmt sich ein abschließender Hinweis
geradezu ökonomisch-nüchtern aus: Das Wohnmodell ist komplett
ausgebucht, 248 Interessenten mussten auf mögliche Folgeprojekte
vertröstet werden, der Begriff „Leerstehungen“ erweist sich einmal mehr
als Schimäre.
THEMATISCH OPTIMIERTE ARCHITEKTUR
Das
„Wohnmodell inter-ethnische Nachbarschaft“ gibt – über bereits erwähnte
Kriterien hinaus – eine Antwort auf die spannende Frage, ob besondere
gesellschaftspolitische Anforderungen auch eine eigenständige Bauform
herausfordern können.
Jeder
Lokalaugenschein im „globalen Hof“ überzeugt davon, dass sich das
Planerteam Lautner-Scheifinger-Schindler-Szedenik vom Gedanken der
Integration hauptsächlich aus dem mediterranen, süd-ost-europäischen
Raum zu thematisch optimierter Architektur inspirieren ließ. Dass hier
auch intensive ökologische Akzente gesetzt wurden, ist keineswegs
Zufall.
•Flexible
Grundrisse: Leicht veränderbare Schottenbauweise lässt bei Bedarf die
Erweiterung und Kombination von Wohnungen – und bei Zuwanderern
besonders bei mobilen Familienveränderungen – zu. Dieses prinzipiell
bereits gängige Prinzip wird durch das Merkmal erweitert, jeder Wohnung
einen Vor-Eintrittsraum zuzuordnen. So wird Zugangs- Intimität gewahrt.
•Extensive
Gemeinschaftsflächen: Gegenüber der Ursprungsplanung ist das Ausmaß an
sozial nutzbaren Räumen noch erhöht worden. Im Detail: Ein
Veranstaltungsraum mit 312 m², vier Gemeinschaftsräume nebst
Dachterrassen, vier überdachte Gemeinschafts-Loggien mit insgesamt 180
m² Kinderspielraum, Waschsalon, diverse Abstellplätze für Kinderwagen,
Räder, Sportgeräte etc. So erhalten unterschiedliche Lebensgewohnheiten
ausreichend Platz für Rückzug und Begegnung gleichermaßen.
•Elixier
Wasser: Von einem Brauchwasserbrunnen aus durchzieht ein
Demonstrations-Flüsschen den begrünten Innenhof. Ein ausgedehnter
Wellnessbereich mit Sauna, Dampfbad, Sitzbecken, Ruhezone betont die
Bedeutung gemeinsamen Badens.
•Luft,
Grün, Farbe: Seine Dachlandschaft der Integration ist eines der
herausragenden Merkmale des „globalen Hofes“. Kräuter- und Gewürzgartln
markieren die Vogelschau, an die Stelle von Kellerabteilen sind
Werkzeugboxen nach oben versetzt. Der Bewohnernutzung frei gegebene
„Häuschen“ sind installiert. Von hier aus ergibt sich zudem ein feiner
Blick auf die prägnante Außenfärbelung einzelner Wohnungen und
Maisonetten. So wird die Begegnung im Freien erleichtert.
•Multikulturelle
Technologie: Zwei symbolträchtig gelb gefärbelte Parabolspiegel
signalisieren hier einen Mix unterschiedlicher Sprachen und Ethnien.
Nahezu 80 TV-Programme können ohne zusätzliches Entgelt empfangen
werden.
AKTUELLE BEWOHNERSTATISTIK
Eine
Auswertung der SOZIALBAU-Kundenbetreuung hat folgenden Stand ergeben,
der eine beinahe punktgenaue Erfüllung des gesteckten Zieles einer
internationalen Hausgemeinschaft untermauert.
•Bewohnermix: 54 % geborene Österreicher, 45 % ZuwanderInnen
•Offener
Zugang: Obwohl grundsätzlich die Herkunft der Bewohner unlimitiert war,
sind es vornehmlich Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien (dzt. 7,8
% der Wiener Bevölkerung), die im „globalen Hof“ ihr neues Zuhause
fanden. Unter den insgesamt 17 Zuzugsländern befinden sich Bangladesh,
Bosnien, China, Frankreich, Indien, Iran, Kroatien, Mazedonien,
Österreich, Polen, Rumänien, Serbien, Slowakei, Syrien, Taiwan, Türkei,
Ungarn.
•Stadtpolitisches
Vorbild: Der Absicht, neue Stadterweiterungsgebiete für Zuwanderer
attraktiv zu machen, wird mit einem überproportionalen Zuzug aus den
überlasteten Bezirken 15, 16 und 10 entsprochen.
•Berufsstatistik:
Angestellte: 63 %
Arbeiter: 27 %
Pensionisten: 4 %
Selbständige: 3 %
Studenten: 3 %
•Haushaltsgrößen:
Unverheiratet: 44 %
Zwei-Personen-Haushalte: 20 %
Drei-Personen-Haushalte: 19 %
Vier-Personen-Haushalte: 15 %
Fünf-Personen-Haushalte: 2 %
Darüber: 1 %
TECHNISCHE DATEN
Projektadresse; 1230 Wien, Anton-Baumgartner-Straße 129
Wohnungsanzahl: 140
Bauträger: URBANBAU gemeinnützige Bau-, Wohnungs- und Stadterneuerungsgesellschaft m.b.H.
Wohnungsgrößen: 44 bis 108 m²
PKW-Stellplätze in Tiefgarage: 146
Förderbare Gesamtbaukosten: € 13.241.571,77
Gemeinschaftsflächen: 1.236 m²
Eigenmittel: € 156,97/Nutzwert
Monatliche Wohnkosten: € 5,90/Nutzwert (ohne Heizkosten)
Reduktion durch Superförderung bis zu € 5,03/Nutzwert
Garagenplätze: € 64,97 monatlich
Baubeginn: September 1998
Bauende: Mai 2000
Rückfragen
SOZIALBAU AG
Gemeinnützige Wohnungsaktiengesellschaft
1070 Wien, Lindengasse 55
Tel. 01 - 52 195 - 215
Fax: 01 - 51 195 – 212